Die Gewinnung von ehrenamtlich Tätigen ist keine leichte Aufgabe – doch sie werden in den Vereinen gebraucht. Und Integration ist eine wichtige Aufgabe – und wird ebenfalls gebraucht. Wie diese Aufgaben Zusammenlaufen und Vereine und Migranten davon profitieren können, erfahrt ihr hier.
Aufgrund des steigenden Anteils von Migranten in der Bevölkerung, der demografischen Entwicklung und Problemen in der Nachwuchsgewinnung ist ehrenamtliches Engagement durch Migrantinnen und Migranten in hohem Maße erstrebenswert. Dieses freiwillige Engagement in der Zivilgesellschaft hat gerade in Deutschland eine große Tradition und trägt maßgeblich zur gesellschaftlichen Teilhabe bei.
Mitbürger die zugewandert sind und ihre Nachkommen engagieren sich laut dem Freiwilligen-Survey von 2014 etwas weniger in ehrenamtlichen Tätigkeiten als Bürger ohne Migrationshintergrund. Bei deren Nachfahren, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben ist der Abstand zu denen die keinen Migrationsgeschichte haben dagegen schon deutlich geringer.
Gemäß dem Lagebericht der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung aus dem Dezember 2016 heißt es, das Menschen aus Einwandererfamilien in verschiedenen Bereichen aktiv seien und dabei ein Schwerpunkt im religiös-kulturellem Bereich und im Sport liege. Dabei haben sie allerdings weniger Leitungsfunktionen inne als Personen ohne Migrationshintergrund. Sehr häufig engagieren sie sich auch in „informellen sozialen Netzwerken“ im Bereich der Nachbarschaftshilfe und Kinderbetreuung. Hier sei die Hilfsbereitschaft sogar höher als bei den Menschen ohne Migrationshintergrund.
Inwiefern profitieren Menschen mit Migrationshintergrund bezüglich ihrer Integration davon?
Auf dem Lande und auch in den Städten kann das Ehrenamt für Zugezogene Anschlüsse schaffen und einen Weg in die soziale Integration darstellen. Dabei hat gerade ein Ehrenamt ein hohes Integrationspotenzial. Es werden Handlungsspielräume zum Engagement in der Gesellschaft geschaffen und das Aufbauen von zwischenmenschlichen Beziehungen wird befördert. Durch den Einsatz für die Gesellschaft wird ein Beitrag geleistet, Verantwortung übernommen und Wertschätzung erfahren. Dabei kann man sich sozial betätigen und somit auch als Teil der Bürgergesellschaft begreifen.
Ehrenamtliches Engagement fördert das Lernen und aber auch die sprachlichen und sozialen Kompetenzen am neuen Lebensmittelpunkt. Natürlich fördert dies auch das gegenseitige (interkulturelle) Verständnis und baut Hemmschwellen auf beiden Seiten ab. Im Austausch mit anderen Aktiven kann Zusammenhalt und Zugehörigkeit auf Grund der gemeinsamen Interessen und Ziele im Ehrenamt gesteigert werden.
"Zweifle nie daran, das eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann. Tatsächlich sind das die einzigen, die das je getan haben." Margaret Mead
Wie profitiert Dein Verein davon?
Die Einbindung von Menschen mit einem Zuwanderungshintergrund kann die Offenheit in der Mehrheit der Gesellschaft und Integration fördern. Die demografische Entwicklung macht die Nachwuchsarbeit immer schwieriger und bringt ernstzunehmende Herausforderungen für die Vereine mit sich. Gleichzeitig steigt der Anteil von Zuwanderern in der Bevölkerung.
Die Integration kann also zum Einen auf Ebene der Mitglieder und den zwischenmenschlichen Beziehungen, aber auch für die ehrenamtlichen Organisationen, ein Gewinn sein. Offene Posten besetzen und die Nachwuchsgewinnung aus dem Kreise der Neubürger sollte also hier in Euren Fokus rücken. In diesem Zusammenhang ist auch der Vereinsmeier-Artikel „Vorteile durch das Ehrenamt“ für Dich sicherlich interessant.
Was sind die Erfolgsfaktoren?
Frühere Befragungen und Freiwilligen-Surveys haben ergeben, dass das Engagement mit höherer Bildung und Aufenthaltsdauer in Deutschland steigt. Ein großer Freundes- und Bekanntenkreis befördern dabei das Engagement. Sprachkenntnisse, Rollenbilder, Gelegenheiten, aber auch Diskriminierungserfahrungen spielen dabei ebenfalls eine Rolle.
Die Befragten (mit Migrationshintergrund) signalisierten zu 2/3 Interesse an eigenem ehrenamtlichen Engagement. Viele der Befragten sahen die Realisierung dessen aber auch durch Hindernisse eingeschränkt.
Dabei existiert bei Menschen, die sich aufgrund ihres Migrationshintergrundes nicht zur Mehrheitsgesellschaft zählen, weniger Bereitschaft sich für traditionell deutsche Organisationen (Beispiel freiwillige Feuerwehr) zu engagieren. Die Angst vor Diskriminierung ist in dem Zusammenhang höher. Hier wirkt beispielsweise der Sport attraktiver.
In den Vereinen ist eine interkulturelle Sensibilisierung bei den Mitgliedern für eine Öffnung in diese Richtung wichtig. Das umfasst dann Maßnahmen um die Zielgruppe (ggf. mehrsprachig) anzusprechen, Multiplikatoren einzubinden oder eben auch besonders auf die Interessen und Belange der Zielgruppe einzugehen. Auch die Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen und Integrationsstellen sollte gesucht werden. Eine Anwerbung von Freiwilligen in Integrationskursen, bei den zuständigen Ämtern oder im Rahmen der Einbürgerungsverfahren ist zu überlegen.
Es ist wichtig, diese kulturelle Öffnung und das Grundverständnis dann auch im Verein bei den Vorständen und Ehrenamtlichen zu verankern.
Bei der Anwerbung von Ehrenamtlichen spielt dann natürlich wieder die Mund-zu-Mund Propaganda eine große Rolle. Auch eine gezielte Ansprache über Veranstaltungen in der Schule macht bei der Jugendarbeit Sinn. Je nach Vereinsart kann hier auch ein Tag der offenen Tür gestaltet werden. Flyer und Aushänge können dieses abrunden. Vergesst dabei auch nicht das Einbinden der Medien. Weitere Maßnahmen findet ihr auf Vereinsmeier.online auch im Artikel „18 gute Aktionen zur Mitgliederwerbung„.
"Ohne die vielen Frauen und Männer, die in Deutschland ein Ehrenamt ausüben ... wäre unser Land um vieles ärmer und unser Gemeinwesen so nicht denkbar." Helmut Kohl
Was motiviert den Einzelnen zu ehrenamtlichem Engagement?
Eine Hauptmotivation dabei ist natürlich der Wunsch anderen zu helfen. Aber daneben her spielt auch die Bedeutung der Gemeinschaft der Ehrenamtlichen eine Rolle. Die damit verbundene gemeinsame Freizeitgestaltung sorgt für ein Wir-Gefühl und das Entstehen von Freundschaften.
Mit der Art Eures Vereines kann natürlich auch eine spezifische Motivation einhergehen. Hier spricht vielleicht die Sportart, die Fahrzeuge oder eine andere Komponente Eures Vereinsthemas besonders an. Darüber hinaus kann mit der Mitgliedschaft oder dem Ehrenamt ja durchaus auch indirekt eine Verbesserung der beruflichen Situation eine Rolle spielen. Dies hängt aber wiederum dann sehr stark mit der Art und dem Thema Eures Vereines zusammen. Vielleicht gibt es in Eurem Verein oder Eurer Organisation ja auch Aus- und Fortbildungen, die ebenfalls für den Beruf eine nützliche Rolle spielen können.
Weitere Argumente findest Du hierzu auch Vereinsmeier-Blog im Beitrag „Vorteile durch das Ehrenamt„.
Welche Erwartungen sind beim Ehrenamtlichen damit verknüpft?
Mit dem Eingehen eines Ehrenamtes ist dann natürlich auch die Erwartung verknüpft gebraucht zu werden. Die eigene Tätigkeit soll natürlich auch sinnvoll und notwendig sein. Eine Erwartung kann natürlich auch bezüglich der zugehörigen Ausbildung (je nach Ehrenamt) bestehen. Hiermit verbunden ist dann natürlich auch eine persönliche Weiterentwicklung.
Und zu guter Letzt handelt es sich hier um eine freiwilliges Engagement, es sollte also auch Spaß machen.
Wie üblich schauen wir hier auch noch mal was der Büchermarkt hierzu für Dich zu bieten hat:
»Wenn wir in Deutschland leben wollen, dann müssen wir genauso engagiert sein wie die Deutschen.« Wie finden Migrantinnen und Migranten, die sich freiwillig in Seniorenheimen, Schulen oder ökologischen Initiativen für die deutsche Mehrheitsgesellschaft einsetzen, zu einer solchen Einstellung? Warum engagieren sie sich für Deutsche? Was passiert, wenn aus Klienten sozialer Systeme Helfer werden? Welche Bedeutung hat das Engagement für das Gefühl der Beheimatung und für die Identitätsentwicklung? Das Buch „Integration durch Engagement?: Migrantinnen und Migranten auf der Suche nach Inklusion (Kultur und soziale Praxis)“ stellt sich diesen Fragen.
Einen tiefen Einblick dazu gibt das Buch „Psychologie der Freiwilligenarbeit: Motivation, Gestaltung und Organisation“ von Theo Wehner und Stefan Güntert. Dieses Buch liefert psychologische Grundlagen, Praxisbeispiele und konkrete Ideen für ein besseres Verständnis und die konkrete Umsetzung von Freiwilligenarbeit.
Wer noch mehr über Freiwilligenmanagement mit praxisnahen Methoden und Instrumenten lesen möchte, dem sei das Buch „Praxishandbuch Freiwilligenmanagement“ von Carola und Oliver Reifenhäuser empfohlen. Sie schreiben darüber wie dieser Managementansatz in Vereinen und Organisationen umgesetzt werden kann.
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