Jeder der sich ehrenamtlich im Verein engagiert, wird früher oder später in seiner Arbeit auch mit Konflikten konfrontiert. Wo Menschen zusammen kommen kracht es dann und wann auch mal. Wie Du dabei nicht unter die Räder kommst, worauf zu achten ist und wie Du erfolgreich damit umgehst, verrät Dir dieser Vereinsmeier-Artikel.
Wo unterschiedliche Menschen zusammen kommen und ihre Interessen verfolgen, sind Konflikte häufig eine normale Begleiterscheinung des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens. Das Wörterbuch definiert dies wie folgt: „Schwierige Situation infolge des Aufeinanderprallens unterschiedlicher Interessen, Forderungen oder Meinungen.“
Dabei wird dann auch nicht unbedingt immer Fairness gewahrt, wenn es im Verein mal kracht. Nun heißt es Ruhe bewahren und mit entschlossener Handlung eine Eskalation verhindern.
Gefährlich werden solche Konflikte zumeist erst dann, wenn sie nicht gelöst werden. Kleine Auseinandersetzungen steigern sich, Spielregeln werden verletzt und zum Schluss werden schwere Geschütze aufgefahren.
Wie kommt es in Deinem Verein zu Konflikten?
Im Verein stoßen wir in bestimmten Situationen auf Personen in Interaktionen, die wir uns nicht nötiger weise ausgesucht haben oder zu unseren bevorzugten Gesprächspartnern gehören. Auch können dort unterschiedliche Interessengruppen aufeinander treffen. Gerade in der Vereinsarbeit kommen dann auch noch persönliche Befindlichkeiten dazu.
Wie in der Definition des Wörterbuchs aufgezählt, kommen dann bei den Menschen noch unterschiedliche Interessen, Forderungen und Meinungen dazu. Die Sichtweisen weichen voneinander ab, die Erfahrungen vielfach ebenso, wie auch die persönlichen Einstellungen. Dies sorgt schnell dafür, das sich die Akteure nicht mehr ordentlich verständigen können. Ist dies über einen längeren Zeitraum der Fall, leidet am Ende auch noch die Beziehungsebene darunter.
Ein Klassiker im Vereinsleben ist die Konstellation, dass eine Person (oder eine Gruppe) neues entwickeln oder durchsetzen möchte, eine andere Person (oder Gruppe) allerdings am Bekannten oder Vertrauten festhält und sich gegen Änderungen sperrt.
Kritisch wird es immer dann, wenn die beiden Konfliktparteien aus größeren Gruppen bestehen. Das kann dann eskalieren und auch Mannschaften oder gar den ganzen Verein auseinander reißen. Grund genug also, sich damit auseinanderzusetzen und solche Konflikte nicht schwelen zu lassen.
Welche Arten von Konflikten können Dir im Verein begegnen?
Wie in Partnerschaften und Beziehungen auch, kann es auch unter Vereins- und Mannschaftskameraden zu Beziehungskonflikten kommen. So etwas kann lange andauern und unfair ablaufen.
Bedürfniskonflikte entstehen, wenn beispielsweise der eine was tun und der andere seine Erholung haben will. So etwas kann zwischen Trainer und Mannschaft, aber auch Vorstand und Mitglied entstehen.
Bei unterschiedlichen Ansichten zu den wichtigen Dingen des Lebens kann es zu Wertkonflikten kommen. Der eine bewertet die sportlich Leistung höher, der andere das soziale Engagement im Club. Der eine die Arbeit auf dem Vereinsgelände, der andere die Zeit mit der Familie.
Wenn es bei unterschiedlichen Vereinsmitgliedern oder Gruppen Disput über den richtigen Weg zum Ziel gibt, dann nennt man das Ganze einen Methodenkonflikt.
Machtkonflikte brechen dagegen dann aus, wenn jeder meint das sagen haben zu müssen.
Und wenn die Mittel knapp sind (dies können Beispiel das Sportgerät, die Sportplätze oder auch Vereinsgelder sein), dann handelt es sich um einen Verteilungskonflikt.
Aus was für Gründen entstehen Auseinandersetzungen in der Mannschaft oder dem Verein?
Auseinandersetzungen und Streits entstehen bei unzureichender Führung, die weder zu dominant und auch nicht zu unsicher sein sollte. Intoleranz gegenüber anderen Vorgehensweisen setzt „Abweichler“ unter Druck. Ungleiche Behandlung sorgt für Unzufriedenheit. Unklare Hierachien wiederum führen dazu das nicht klar ist, wer wem was zu sagen hat. Durch neue Rangordnungen werden alte Mitglieder vor den Kopf gestoßen. Mangelnde Unterstützung sorgt dafür das sich Vereinskameraden allein gelassen fühlen. Leistungsunterschiede können für Über-, aber auch Unterforderung sorgen.
Eine ungerechte Arbeitsverteilung kann ebenfalls Unzufriedenheit befördern. Das nicht berücksichtigen von Stärken und Schwächen, beispielsweise beim Sport, sorgt für Ungemach wenn Spieler auf falschen Positionen eingesetzt werden. Ebenso können ungünstige Teamzusammensetzungen für Konflikte sorgen, wenn bestimmte Personen einfach nicht miteinander können. Und bei den ehrenamtlichen Helfern können schwierige Arbeitsbedingungen bei unzureichenden Ausstattungen und Räumlichkeiten zu Frustration und Missmut führen.
In einem lebhaften Verein gibt es also einen ganzen Cocktail von möglichen Gründen für Konflikte.
Bei welchen Anzeichen von Konflikten solltest Du aufmerksam werden?
Bei angespannter Stimmung und rauem Umgangston deutet ein solches Reizklima auf einen Konflikt hin. Anzeichen von Desinteresse, wie Lustlosig- und Gleichgültigkeit bei Vereinsmitglieder oder ehrenamtlichen Mitarbeitern, sind ebenfalls warnende Anzeichen. Widerstand in Form von Aufsässigkeit und andauernder Opposition, wie auch alles und jedem in Frage stellen, sollten die Alarmglocken klingen lassen. Sturheit und rechthaberisches Verhalten bei Teammitgliedern können ebenfalls von Konflikten zeugen. Aber auch Rückzug und zunehmende Abwesenheit können in Konflikten im Verein begründet sein. Schlussendlich, aber dafür muss man sicherlich sehr feinfühlig sein, kann auch ein überangepasstes Verhalten und Scheinfreundlichkeit ein Signal für einen schwelenden Konflikt sein.
Zieht hier aber nicht vorschnell falsche Schlüsse. Ein Gespräch kann Klarheit verschaffen.
Führt ein Gespräch immer zur Lösung des Konfliktes?
Erfahrungsgemäß tut es dies nicht in jedem Fall. Das klappt nur dann, wenn bei den Gesprächspartnern Machtspiele, Unterstellungen und gegenseitige Vorwürfe strikt unterbleiben. Es geht um eine Lösung, nicht um Schuldzuweisungen. Ohne diesen Ansatz klappt es nicht.
Nur mit diesen Regeln und diszipliniertem Verhalten im Gespräch besteht Aussicht auf eine Lösung.
Wie gehst Du vor wenn Du selbst am Konflikt beteiligt bist?
Verschaffe Dir Klarheit über Deine Gefühle und bringe das Problem auf den Punkt. Üblicherweise macht es nicht viel Sinn Konflikte auf die lange Bank zu schieben. Hier geht es nicht darum Konflikte zu vermeiden, sondern sie zu lösen.
Spreche den Konfliktpartner an und stelle dar was Dich stört. Dabei greife ihn nicht an und dränge ihn nicht in die Defensive. Angriff und Verteidigung in stetiger Wiederholung machen hier keinen Sinn und Aggressionen müssen strikt vermieden werden. Stattdessen sollten die eigenen Empfindungen und Gefühle angesprochen werden.
Gerade bei Konflikten zwischen zwei Personen sollte hier auch das 4-Augen-Gespräch gesucht werden, um den Konflikt nicht (und schon gar nicht vor anderen) eskalieren zu lassen. So kann sich jeder aussprechen und beide Gesprächspartner haben hier die Möglichkeit ihr Gesicht zu wahren.
Was ist die Basis für eine Lösung?
Um einen Lösungsansatz zu entwickeln, solltet ihr schauen wo es bereits eine gemeinsame Basis gibt. In welchen Punkten gibt es ein gleiches Verständnis? In welchen Punkten seid ihr Euch einig?
Sollte ein sinnvolles Gespräch zwischen den beiden Streitparteien nicht möglich sein, kann es Sinn machen einen Mediator als Streitschlichter einzuschalten. Diesen solltet ihr aber nicht im Nahbereich unter den Mitgliedern suchen, da Personen die zu nah an den Streitparteien sind am Ende dann doch Position zu einer dieser Parteien beziehen. Der Schlichter bzw. Moderator eines Lösungsgespräches sollte da unbedingt neutral und von beiden Parteien akzeptiert sein.
"Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen." Henry Ford
Gibt es weitere Erfolgsfaktoren bei der Konfliktlösung?
Du solltest in Deinem Verein unbedingt darauf achten, dass der Konflikt entschärft und nicht verstärkt wird. Die richtige Grundeinstellung und Gesprächsregeln sind hier wichtig.
Löst das Problem und nicht die Schuldfrage, denn letzteres verhärtet üblicherweise nur die Fronten zwischen den Streitparteien.
Zeigt Respekt und Toleranz im Gespräch, nur das sorgt für ein offenes Ohr und eine Bereitschaft zur Lösungsfindung.
Und vermeide unbedingt Verlierer. Wenn Rechnungen offen bleiben, bleibt die dauerhafte Lösung des Konflikts ebenfalls offen.
Dann solltest Du das Ganze positiv sehen. Aber das liest Du im nächsten Absatz.
Haben Konflikte auch etwas Positives?
Konflikten vorbeugen ist gut, aber so ganz vermieden werden können sie auch nicht immer. Das ist aber nicht schlimm. Sie unterbrechen den gewohnten Alltagstrott im Verein und bringen Dinge auf den Tisch, über die des lieben Friedens wegen vielleicht schon lange geschwiegen wurde. So aber bieten sie die Chance auf Verbesserungen und eine Weiterentwicklung Deines Vereins.
Was kannst Du selbst tun um Konflikte zu vermeiden?
Gerade wenn Du in der Vereinsführung, dem Vorstand oder als Trainer oder Mannschaftskapitän unterwegs bist, kannst Du einiges dafür tun um Konflikte zu vermeiden. Schaffe ein positives Klima, in dem man über alles reden kann, niemand ausgegrenzt wird und unterschiedliche Denk- und Arbeitsweisen geschätzt werden.
Klare Strukturen, präzise Anweisungen und nachvollziehbare Entscheidungen sorgen dafür, dass jeder weiß woran er ist. Im Übrigen solltest Du selbst mit gutem Beispiel voran gehen und ein Vorbild sein.
Und zum Schluss vergesse nicht, dass gerade bei ehrenamtlicher Arbeit Lob und Anerkennung nicht zu kurz kommen sollten. Das schafft eine positive Atmosphäre und lässt Konflikte gar nicht erst aufkommen.
An dieser Stelle nun wie immer noch ein paar Buchempfehlungen, für alle die sich tiefer mit diesem wichtigen Thema auseinander setzen wollen:
Wie gelingt es, Konflikte konstruktiv zu handhaben und dabei souverän und wertschätzend zu bleiben? Welche Konfliktlösungsansätze gibt es? Regina Mahlmann liefert in „Konflikte souverän managen: Konzepte, Maßnahmen, Voraussetzungen“ das Handwerkszeug: Sie beschreibt die Ursachen von Konflikten, mögliche Verläufe sowie die konstruktive Handhabung. Konkrete Beispiele aus der Praxis runden die Inputs ab.
Gleich ob im Beruf oder im Privatleben – ganz ohne Konflikte kommen wir nicht durchs Leben. Eine rasche und allseits befriedigende Konfliktlösung wird – so die erfolgreiche Beraterin Ursula Wawrzinek – immer durch die gleichen Muster blockiert. In „Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten: Wie Sie Konflikte kreativ lösen“ erfährst Du alles über die typischen Streitfallen und Abwärtsspiralen und wie Du diese auflöst.
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Konflikte sind immer belastend, vor allem in der Liebesbeziehung. Die Coping-Strategien finde ich wirklich gut. Eine Streitschlichterin für Paare kann im Extremfall helfen.